Sachgebiet Feuerwehrseelsorge
Das Sachgebiet Feuerwehrseelsorge innerhalb des Landes-Feuerwehrverbandes Tirol organisiert und fördert die seelsorgliche Begleitung der KameradInnen durch Feuerwehrkuraten in den einzelnen Ortsfeuerwehren, auch über die Diözesangrenzen von Tirol und Salzburg hinweg.
Dafür gibt es in (fast) jedem Bezirk unter den fast 40 Kuraten in Tirol einen s.g. Bezirksansprechpartner, der sowohl für das Bezirkskommando wie für die Kuraten seines Bezirks erste Anlaufstelle in seelsorglichen Fragen ist. Zugleich sind die Bezirksansprechpartner Mitglied des Sachgebiets Feuerwehrseelsorge, so dass die Kuraten über sie auf Landesebene miteinander vernetzt sind und strategisch Projekte für alle angehen und umsetzen können. Nicht zuletzt die Aus- und Fortbildung von Kuraten ist Aufgabe dieses Sachgebiets.
Das Sachgebiet Feuerwehrseelsorge wird derzeit von LFKUR Dekan Dr. Anno Schulte-Herbrüggen geleitet.
Feuerwehrseelsorge umschließt nicht nur die seelsorgliche Begleitung von Kameraden ggf. in und nach belastenden Einsätzen (nicht anstelle von SvE, sondern ergänzend und sich gegenseitig unterstützend), sondern sie meint insgesamt das aufmerksame, kameradschaftliche Mitgehen von Feuerwehrkuraten durch die Höhen und Tiefen des Lebens der KameradInnen. Der Seelsorger als Kamerad unter KameradInnen, das eröffnet Chancen, die einem Außenstehenden sonst verschlossen blieben.
Das Profil eines Feuerwehrkuraten
Entworfen von Ferdinand Reisinger, St. Florian, LFKur Oö., angenommen von den Landesfeuerwehrkuraten in der 2. Dienstbesprechung des ÖBFV-Sachgebietes 1.9 Feuerwehrseelsorge am 5. Oktober 2007.
Kurat einer Feuerwehr sein ist eine wichtige und ehrenvolle Aufgabe und Chance für jene, die in speziellen Nöten, in den außerordentlichen Herausforderungen des Lebens dem Reich Gottes dienen wollen.
Man wird für den Dienst des Feuerwehrkuraten nicht vom kirchlichen Amt her bestellt, sondern von der jeweiligen Wehr gebeten und eingeladen. Die Ernennung erfolgt entsprechend der Landesfeuerwehrgesetze. Die Chancen, die sich dabei für seelsorglichen Dienst auftun, sollten wir entschieden nützen und nicht übersehen; so kann eine ganz wertvolle „Zielgruppenpastoral“ praktiziert werden.
Seelsorge (im traditionell-klassischen Sinn, nicht anders aber nach heutigen Konzepten bedeutet (von der Basis, von Menschenseite her gesehen):
„DASEIN und BEGLEITEN“
Dem können Seelsorger gerade in den Fällen, in denen Feuerwehren ihren Einsatz leisten, gerecht werden. In früheren Generationen war das Priesterverständnis darauf ausgerichtet, dass der Geistliche in Notfällen (Katastrophen, Unglücksfällen), vor allem auch in dramatischen persönlichen Situationen als Beistand und Tröster geholt wird. Was jetzt alsspezialisierte Seelsorge praktiziert und neu eingeführt wird, entspricht der Intention nach demtradierten Beistandsmodell. Nicht nur psychologische und nachbarliche Hilfen sind in solchen Extremfällen gefordert, sondern auch Handreichungen und Worte, die religiöser Glaube zu geben vermag, - vermittelt durch fähige und qualifizierte Seelsorger und Kameraden.
Das ist der primäre Einsatzort für die Feuerwehrkuraten. Es aber gibt darüber hinaus auch Solidarisierungschancen, die sich dem Feuerwehrkuraten für weiterreichende und grundlegende Seelsorge und Hilfe auftun: Dass er zuerstein Kamerad unter Kameraden ist. Er kennt die Seinen, und sie kennen ihn aus Begegnungen im Alltagsleben; an ihn können sie sich wenden, wenn „Not am/im Mann ist“, wenn also dieHelfer Hilfe brauchen! Der F-Kur als Kamerad ist der, der präsent und greifbar ist (dessen Telefonnummer die Kollegen auch am Handy haben!). Kameradschaft bedeutet vom Wort her ja „Hausgenossenschaft“ („in der selben Camera/Bude Daheimsein“). Von daher ergeben sich viele Chancen des Dabeiseinkönnens, nicht nur wenn die Feuerwehr zum Pfarrer kommt, wenn es „kirchliche Anlässe“ gibt (Feste, Segnungen, Hochzeiten, Verabschiedungen und dgl.). Er soll (im Rahmen des Möglichen) zu ihnen kommen, um mit ihnen „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst“, also ihr gesamtes Schicksal zu teilen.
Der Feuerwehrkurat gehört so selbstverständlich in den Verband einer Feuerwehreinheit, wird nicht erst nachträglich und speziell zur Krisenintervention beigezogen (wie Notfallspsychologen); denn wertvoll und gefragt ist oft zuerst die gute Menschenkenntnis und die langjährige Erfahrung. Darin liegen unverzichtbare Chancen für den Kuraten, weil er Kameraden auch im „Normalzustand“ und nicht nur in der traumatischen Ausnahmesituation kennt; und er kann die Seinen auch über den Akutfall hinaus und über längere Zeit in die Normalität zurück begleiten.
Der Feuerwehrkurat wird nicht bei allen Einsätzen vor Ort mitwirken können; das ist von ihm auch nicht erfordert. Er muss (wie z.B. auch der Feuerwehrarzt) für den Fall der Fälle in Bereitschaft sein und dann mit seinem Repertoire an Hilfen gerüstet zur Stelle sein: dass er hilft, zuerst das Unverstehbare schweigend auszuhalten, die Betroffenheit zu artikulieren, eine reale oder eingebildete traumatisch hereinbrechende Not in konkrete Worte zu fassen. Dazu sind Gebete und Rituale eine not-verändernde und größere Hilfe als wir oft meinen. Und aus dem Fundus des Glaubens (Bibel, bekannte Gebete, Heilige als Nothelfer) können Linien gezeigt und skizziert werden, die einen neuen Weg markieren helfen, wenn den von Unheil Betroffenen und Geschlagenen jeder Ausweg und jeglicher Horizont genommen scheint.
Der Seelsorger im Verbund einer Wehr hat also auch die Funktion eines Hoffnungsträgers: er ist Platzhalter für eine andere Dimension; er kann Vermittler sein, damit die Hoffnung eine neue Chance bekommt. Er kennt und benennt eine andere Perspektive als die, die sich durch einen Notfall aufgedrängt. Natürlich soll und darf dabei keine billige Vertröstung passieren („ist alles nicht so schlimm“). Es sollen und können in Wort und Tat, durch Gespräch und Zeichen zum Anhalten neue Vertrauensmöglichkeiten in eine erschütterte und zerrüttete, in eine vielleicht sogar unwiederbringlich zerstörte Lebenswelt gebracht werden.
„Dasein und begleiten“
mit den Angeboten, die die Menschen brauchen und die uns „mit Gottes Hilfe“ zusätzlich gegeben und möglich sind. Solche Hilfen vorzuenthalten wäre unverantwortlich, ja lieblos!
Der Dienst der Feuerwehrkuraten ist damit nicht neu zu erfinden oder zu schaffen; er muss nur stets neu - den modernen und aktuellen Anforderungen gemäß - profiliert und praktiziert werden, wie so vieles andere (z. B. Technische Hilfeleistung) im Feuerwehr-Dienst auch. Das schließt ein, dass der Kurat – wie jeder andere Kamerad – sich weiterbildet und spezielle Ausbildungen auf sich nimmt (z.B. zum Notfallsseelsorger, für Stressverarbeitung nach belasteten Einsätzen, Peers, KIT). Dies erfordert – wie bei allem ehrenamtlichen Einsatz in einer Notfallseinrichtung – entscheidend auch die aufmerksame Sorge um die eigene Persönlichkeitsentwicklung.
Es geht aber auch um das entsprechende Image der gesamten Einrichtungen der Feuerwehr; darin sollte (und darf!) auch die religiöse Dimension nicht fehlen; das wünschen sich viele Kameraden, das erfordert die Situation, und dazu wissen sich Feuerwehrkuraten selber aus ihrer Glaubensüberzeugung gerufen!
In einer Zeit der Säkularisierung und der Abwertung des Glaubens, mehr noch aber in unserer Gesellschaft, in der weithin eine (Sinn)Suche spürbar ist, wird das mutige und engagierte Zeugnis von Christen zum Gebot der Stunde und zu einer Antwort auf die „Zeichen der Zeit“: der „geistliche Kamerad“, der „Geistliche als Kamerad“ hat einem Anruf zu entsprechen, wie ihn der hl. Florian verspürt und wahrgenommen hat: „Du aber: stärke deine Brüder“ (vgl. Lk 22,32)! Und Florian hat ein bewundernswertes und nachahmenswertes Zeugnis gegeben: „Sucht nicht lang weiter: Da bin ich – als Christ“ (vgl. passio Floriani).